Erneuter Knastspaziergang zur JVA Leipzig

Wir dokumentieren einen Artikel „[LE] Knastspaziergang an der JVA Leipzig“ vom 31. März 2020. Das Titelbild stammt aus den Kommentaren desselben.

Wir wollten für einen kurzen Moment die Isolation brechen und den Gefangenen der JVA Leipzig zeigen, dass wir sie nicht vergessen haben und nicht vergessen werden. Wir zogen am 22.03.2020, einen Tag vor Beginn der Ausgangssperre, mit Feuerwerk vor die Zäune und riefen Parolen. Uns schlugen Jubel und Schreie entgegen. Im nachhinein diffamierte die Presse in Springer-Mentalität es als einen „Angriff gegen die JVA“.

Wie wir alle wissen verschärft die C19-Pandemie drastisch die Isolation der Gefangenen. Bundesweit wurden Besuchsverbote verhängt und Anwät*innen dürfen in Sachsen nur mit einer begründeten Ausnahme ihre Mandant*innen besuchen. Die Freizeitangebote wurden gänzlich abgeschafft und sogar die Zwangsarbeit wurde bis auf eine Ausnahme eingestellt. Währenddessen geht das Gefängnispersonal im Knast ein und aus und bergen die Gefahr das Virus in die Gefängnisse mit hineinzubringen. In der JVA – Chemnitz müssen die dort inhaftierten Frauen Mundschutze für das Deutsche Rote Kreuz, den JVA Bediensteten und und Bullen nähen. Die Gefangenen selber können aber nur träumen welche zu erlangen.

„Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich davon halten soll, sonst werden wir hier wie Dreck behandelt, aber dafür sind wir gut genug.“ Und Recht hat sie mit dieser Aussage. Wer von dieser Gesellschaft denkt an uns, gerade jetzt?! Wer denkt an unseren Schutz?
[…] Die Gesellschaft und auch der Staat denken nicht an uns, es scheint als existieren wir nicht. Zumindest solange bis wir ihnen dienen können.“ [1]

Das zeigt wieder einmal wie inhaftierte Menschen als Kriminelle stigmatisiert werden, um dann als Menschen zweiter Klasse behandelt werden zu können. Der Gesellschaft können sie ihren Dienst erweisen, aber wenn sie sterben, kümmert das niemanden.

Auch wenn diese Aktion noch vor der Ausgangssperre war; es ist wichtig uns nicht zu isolieren und weiter Widerstand zu leisten. Die objektiven Bedingungen sind neu und wir müssen unsere Analyse und Aktionen daran anpassen. Den Unsichtbarsten der Gesellschaft wird es in diesen Zeiten schlechter gehen. Unsere Aufgabe könnte es sein, diese Menschen sichtbarer zu machen, für bessere Bedingungen zu kämpfen und reale Hilfsmöglicheiten zu schaffen, fernab von staatlichen und staatlich abhängigen Institutionen. Ob für Gefangene, Obdachlose, Arbeitslose, (illegalisierte) Geflüchtete oder Frauen die von häuslicher Gewalt betroffen sind.

Organisiert den Widerstand, trotz Corona!

Freiheit für alle Gefangenen!

[1] https://ggbo.de/mundschutze-chemnitz/